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10 Jahre H2U Openair – Uster rockt weiter

Rock, Reggae, Pop und Hip-Hop: Das H2U feiert 10 Jahre mit Musik, Engagement und viel Freiwilligenpower – mitten in Uster.

Text: Gisèle Münzner

Was verbindet ein traditionsreiches Musikfest in Glarus, eine CD einer Ustermer Band und eine zufällige Begegnung mit Tontechniker Andi Ineichen an einem Konzert in Uster? Es sind die unerwarteten Zutaten, aus denen das H2U Openair entstanden ist – heute eines der wichtigsten Musikfestivals im Zürcher Oberland.

Das Festival feiert 2025 sein zehnjähriges Jubiläum. Doch wer denkt, hier gehe es nur um Musik, liegt falsch. Hinter den Kulissen wird intensiv organisiert, diskutiert, angepackt, improvisiert und gefeiert – alles getragen von einer engagierten und ehrenamtlichen H2U-Kruu.

Für diesen Beitrag traf ich mich mit Rolf Heckendorn, Mitgründer und seit dem ersten Tag im Organisationskomitee. Im Gespräch berichtet er von den Anfängen, den Rückschlägen und den Erfolgen des Festivals – und davon, wie er selbst Nachbar:innen persönlich besuchte, um Verständnis für das Openair zu schaffen.

„Ich hab die CD Adelheid oder Lieder für Chind und Chindschöpf von David Sautter und Letizia Fiorenza oft meiner Tochter vorgespielt und gedacht: Das Duo ist super – und es kommt aus Uster. Ich könnte doch einfach mal ein Konzert organisieren“, berichtet Rolf Heckendorn. Gesagt, getan: Ohne Erfahrung, aber mit viel Enthusiasmus, brachte er das erste Konzert auf die Bühne. Es folgte ein weiterer Abend mit Mich Gerber, weil er den Musiker gerne live sehen wollte.

Der nächste logische Schritt war die Idee eines Openairs. Inspiriert vom „Sound of Glarus“, einem urbanen und generationenübergreifenden Festival, dachte Rolf: Warum nicht auch in Uster?

Wie ein Tiefpunkt alles veränderte

Nach einem erfolgreichen eintägigen Versuchsballon 2015 wagte das H2U im 2016 den grossen Schritt: Drei Tage, internationale Acts, ein Gelände für rund 5.000 Menschen – und ein finanzielles Desaster. Regen, unbekannte Bands und ein Minus von über 100.000 Franken sorgten für eine „mittlere Katastrophe“, wie Rolf es beschreibt. Doch Aufgeben kam nicht in Frage. Das Team passte alles an – Name, Musikstil und Preise wurden verändert.

Auch 40 Lärmklagen hielten die Organisatoren nicht auf. „Ich habe alle angerufen. Bin sogar zu einigen nach Hause gegangen. Es ging darum zu erklären, zuzuhören – und Vertrauen zu schaffen.“ Heute gibt es keine Beschwerden mehr.

Professionell, ehrenamtlich – mit voller Leidenschaft

Das H2U wirkt wie ein Profi-Event – und ist trotzdem 100 % ehrenamtlich. Über 150 Helfer:innen, 30 Organisationskomitee-Mitglieder und knapp eine halbe Million Franken Umsatz gehören dazu. „Wir sind wie eine Firma – nur ohne Lohn. Aber mit einer Mission“, betont Rolf.

Viele Helfer:innen kommen jedes Jahr wieder, manche sogar mit der ganzen Familie. Wer mitmacht, bekommt ein Shirt aus Fair-Trade-Stoff, Verpflegung und einen Platz in der grossen H2U-Commnity – ob an der Bar, beim Aufbau, als Trash Hero oder an der Bühne.

Nachhaltig laut: Das H2U denkt weiter

Von Anfang an war Nachhaltigkeit ein zentrales Anliegen. Der Strom stammt zu 100 % aus erneuerbaren Quellen (Energie Uster), Mehrweg-Geschirr wird zugemietet, Müll wird systematisch getrennt. Gäste können ihr Pfand an Viva con Agua spenden. Und sogar die Aschenbecher sind recycelbar.

Das Gelände mitten in der Stadt ist in fünf Minuten vom Bahnhof erreichbar. Wer’s grün mag, kommt mit dem Velo.

Und wer mithelfen will? Die Anmeldung läuft. Das legendäre Fest für die Mithelfer:innen findet am 12. September statt.

Drei Tage, zwei Bühnen, 100 % Musik

2025 erwartet die Besucher:innen ein Line-up mit Stilvielfalt und Emotion: Rock, Soul, Reggae, Pop, Hip-Hop und Kinderlieder sind vertreten.

Freitag, 15. August: Mando Diao, Troubas Kater, Basement Saints, Lhanzom Lhasam
Samstag, 16. August: Pegasus, Sens Unik, Nicole Bernegger, Open Season, Noemi Beza

Sonntag, 17. August: Black Sea Dahu, Lovebugs, Zéphyr Combo, Grüüfeli Tüüfeli (Kinderband) 

 Backstage-Momente und Herausforderungen

„Philipp Fankhauser hat unser Backstage als eines der besten der Schweiz bezeichnet“, erzählt Rolf. Doch nicht nur grosse Worte prägen das Openair, sondern auch die kleinen, spontanen Momente: Die Birthday Girls spielten nach ihrem dritten Set auf der Talent Stage am Bühnenrand unplugged weiter, einfach aus Spielfreude. Kinderbands zogen wegen der starken Sonne unter ein Zeltdach, und kurz vor Stefanie Heinzmanns Auftritt musste das Gelände wegen eines Sturms evakuiert werden. Heute ist das Team für solche Situationen bestens vorbereitet.

„Manchmal passiert das Schönste, wenn etwas schiefläuft“, so Rolf.

Ausblick: Umbau, Umzug – und neue Ideen

Ab 2027 wird das Zeughausareal umgebaut. Das H2U muss spätestens dann pausieren oder umziehen. „Wir denken offen – vielleicht anders, vielleicht kleiner. Aber Uster bleibt unser Zuhause“, erklärt Rolf.

Ein Geschenk an die Stadt

„Für mich ist es ein riesiges Geschenk, dass so etwas in Uster möglich ist – mit so vielen Menschen.“ Und genau deshalb: Wer das H2U liebt, sollte es erleben, mitfeiern oder gleich mithelfen. Denn dieses Geschenk wächst mit jeder helfenden Hand.

Mehr Infos & Helferanmeldung: www.h2u-openair.ch

Autor

Kulturblog Uster

Kontakt

Verein Open Air für Uster
OK Team
Rolf Heckendorn
Florastrasse 49
8610 Uster
info@h2u-openair.ch
+41 76 746 66 67

Kategorie

  • Brauchtum / Feste
  • Bühne
  • Dies & Das
  • Musik

Publiziert am

20.07.2025

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www.uster-agenda.ch/dP2KuT