9 Volt Nelly (© Nadine Kägi)
9 Volt Nelly (© Nadine Kägi)

Bühne, Dies & Das, Musik

Bäng!Bäng!Bäng! - Zwei furchtlose Ex-Beauty-Queens aus Texas

Vom Plumpsklo-Song über "deepe" philosophische Konversationen bis zu Prinzessinnenkleider voller Blut ist bei "Bäng!Bäng!Bäng!" alles dabei.

Stellt euch vor, ihr dürft für das Recherchieren eines neuen Stückes für zwei Wochen nach Texas reisen. Das Besuchen vieler Orte - auch ziemlich spezieller Orte - die für die Hauptfiguren des Stückes relevant sein könnten, steht mit auf dem Programm. Dazu gehört beispielsweise eine Schweinefarm mit Show-Schweinen. Ja ihr lest richtig, in den USA gibt es Show-Schweine, die an Contests mitmachen. Beim Besuch einer solchen Farm besteht eine ziemlich grosse Chance, dass eines der Babyschweine euer Herz stielt. Auch Kinder-Rodeo-Shows sind Teil der Reise. Ihr kommt dabei nicht mehr aus dem Staunen heraus, weil es extrem beeindruckend ist, wie die kleinen Kinder auf ihren Pferden wie grosse Profis die Kälber einfangen. Die Texanerinnen und Texaner geben offen und ehrlich zu, dass Trump ein grosses Maul hat, aber trotzdem vieles richtig macht. Sie sind für jegliche Konversationen offen - der einzige Knackpunkt ist: früher oder später kommt eine rassistische Aussage über ihre Lippen.

Genau so sah die Recherchereise von Lea Whitcher und Jane Mumford, auch bekannt unter 9 Volt Nelly, für ihr Stück "Bäng!Bäng!Bäng!" aus. Lea war während dieser Reise hochschwanger und weil sie so oft gefragt wurde, was es denn werde (jede Mama kennt es) - schickte sie dann jeweils ein Bild mit einem der Babyschweine und schrieb dazu "das ist es geworden".

Die gemeinsame Geschichte von Lea und Jane geht sehr weit zurück. Kennengelernt haben sie sich im Gymnasium, wo sie während dem Englischunterricht ein Buch lesen und eine Präsentation vorbereiten mussten, da sie beide vom Englischunterricht dispensiert waren (Englisch ist ihre Vatersprache). Sie haben sich dabei für eine lustige Präsentation zusammengetan und legten damit den Grundstein für eine langjährige Freundschaft. Bereits mit 15 Jahren standen die beiden während dem Kunstfestival "La Locura" auf der Bühne. Danach trennten sich ihre Wege und es gab eine ziemlich lange Pause – Lea ging auf die Schauspielschule in Zürich und Jane studierte Trickfilm in Luzern. Für eine Wette, welche Jane mit ihrem Kolleg Patrick «Karpi» Karpiczenko (u.a. Regisseur der Late-Night-Show Deville) abgeschlossen hatte - sie musste einen Monat später auf der offenen Bühne (Der böse Montag) in Zürich auftreten -  fragte sie Lea, ob sie mitmachen würde. Dieser Auftritt war ihr erster gemeinsamer Auftritt und das erneute Aufflammen ihrer Freundschaft. Bei diesem Auftritt ging es um die "Whisky-Sisters" - zwei betrunkene Ex-Beauty-Queens aus Texas. Sie haben Countrylieder gesungen, das Publikum aggressiv angeflirtet und dabei Prinzessinnenkleider voller Blut getragen. Die Countrylieder kamen dabei zum Entstehen, da beide bei ihrer erneuten Begegnung per Zufall einen Song im Country-Stil kreiert hatten. Die Prinzessinnenkleider stammten aus Lea's privater Kostümsammlung und wären eigentlich für Kinder gedacht gewesen. Lea hatte diese in einem Laden in San Francisco aufgegabelt und bis zu diesem Zeitpunkt verstaubten sie seit Jahren im Estrich. Nach 4 Jahren Arbeit entstanden verschiedene andere Bühnenfiguren und auch das erste abendfüllende Stück "Ich möchte ein Eisberg sein". Nach diesem gingen sie dann für die Kreation ihres zweiten Stückes zurück zum Ursprung und machten aus ihren Alter-Egos "Whisky-Sisters" das Stück "Bäng!Bäng!Bäng!", welches sie am 10. November bei uns in Uster zeigen werden.

Natürlich haben wir die beiden gefragt, was denn ihr persönlicher Lieblingsteil in "Bäng!Bäng!Bäng!" sei. Janes ist die Szene, in welcher die beiden Ladies von Texas das erste Mal in Europa in einem europäischen Kaffee sitzen und eine Parisienne rauchen. Durch die Zigarette - idie beiden rauchen zum ersten Mal- sind sie so geflashed, dass sie aus dem Nichts beginnen, "deepe", philosophische Konversationen in Parisischem-Akzent zu führen. Vorher drehten sich alle ihre Konversationen um Autofahrten, Whisky oder die Männerjagd - und dann plötzlich halten sie tiefe, philosophische Gespräche rund um den europäischen Existentialismus inspiriert vom Bohème-Vibe. Leas Lieblingsteil hingegen ist der Pumpsklo-Song. Sie singen dabei nicht nur über Verstopfungen auf dem WC, sondern im weiteren Sinne auch über Verstopfungen im Liebesleben. Verstopfung ist ein Thema, das jeder von uns kennt – gleichzeitig ist dieses Thema aber immer noch ein ziemliches Tabu, gerade mit Blick auf das Idealbild einer Frau. Das Lied ist dabei sehr bluesig und ein absoluter Stimmungsmacher.

"Bäng!Bäng!Bäng!". Erlebt bei einem musikalischen Abend einen crazy Road-Trip von Texas bis in die Schweiz. Folgt den Whisky Sisters durch den Abend auf dieselbe Weise, wie sie einander folgen: durch dick und dünn, durch bessere und schlechtere Zeiten. Dabei werden keine kulturellen Missverständnisse und "geile" Countrysongs aussen vorgelassen. Die beiden furchtlosen Ex-Beauty-Queens Merle Alabama und Jordan Crowne (zwei Schwestern – oder sind sie doch eher Cousinen?) aus Texas lassen ihr altes, tristes Leben mit einem Knall zurück und versuchen nicht nur berühmte Singer-Songwriterinnen zu werden, sondern auch noch neue Ehemänner zu finden und gleichzeitig ihren Alkoholpegel zu halten. In ihrem Stück hinterfragen Jane und Lea bewaffnet mit Gitarre, Steckenpferd und viel Optimismus die Tücken moderner Rollenbilder, Emanzipation, das Streben nach der sogenannten Freiheit oder auch die Frage "Was ist los in den USA, mit Trump etc.".

Wollt ihr euch 9 Volt Nelly mit "Bäng!Bäng!Bäng!" nicht entgehen lassen? Dann schreibt euch den Donnerstag, 10. November 2022 um 20 Uhr im Kulturhaus Central KGU dick in den Kalender und sichert euch jetzt auf der Website Centraluster.ch eure Tickets - es gibt auch Friend Tickets. 9 Volt Nelly freuen sich über euren Besuch!

Autor

Kulturblog Uster

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Publiziert am

02.11.2022

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