Kunst, Bühne, Dies & Das, Literatur, Musik

Das Nossiker Kulturhüsli: Im kleinen Rahmen entfaltet Kultur ihre ganze Kraft

Aus einer Idee wuchs ein Begegnungsort, der Nähe schafft und Kreativität sichtbar macht – getragen von persönlichem Engagement und einer wachsenden Gemeinschaft.

Text: Gisèle Münzner

Wer durch Nossikon spaziert, entdeckt an der Emdwiesenstrasse ein liebevoll renoviertes Häuschen mit Charme. Hinter der historischen Fassade verbirgt sich ein besonderer Ort: das Nossiker Kulturhüsli. Hier haben Yvonne Maurer und Rainer Bürki aus einem alten Gebäude ein lebendiges Haus für Kultur und Begegnung geschaffen – ein Platz, an dem Geschichten erzählt, Musik gespielt und Gemeinschaft gelebt wird.

Aus einer Vision wird Wirklichkeit

Vor über zehn Jahren stand das über 160-jährige Nachbarhaus von Yvonne Maurer und Rainer Bürki zum Verkauf. Anstatt es verfallen zu lassen, ergriffen sie die Chance: Gemeinsam mit Architekten verwandelten sie das Gebäude in einen offenen Raum für Austausch und Veranstaltungen. «Unsere Vision war ein multifunktionales Haus, in dem sich Menschen begegnen, austauschen und wohlfühlen können», erinnert sich Rainer Bürki. So entstand das Nossiker Kulturhüsli – ein Haus, das heute weit mehr ist als nur eine Bühne.

Vielfalt als Prinzip

Das Programm entwickelte sich aus einer klaren Vorstellung heraus: Es sollte vielfältig und offen sein. Lesungen, Konzerte, Workshops – alles hat im Kulturhüsli Platz. Drei Kriterien leiten die Auswahl: «Erstens muss uns das Angebot persönlich ansprechen, zweitens legen wir grossen Wert auf künstlerische Qualität, und drittens müssen die Künstler:innen bereit sein, unter den Bedingungen, die wir bieten können, aufzutreten.» Mal laden die Gastgeber gezielt ein, mal erreichen sie Anfragen von selbst. «Das Schöne ist, dass viele Künstler:innen gerne wiederkommen – und dass daraus über die Jahre echte Freundschaften entstanden sind», so Bürki.

Lesungen mit besonderer Nähe

Katharina Geiser wird am 24. Oktober im Kulturhüsli aus ihrem neuen Buch «Die Wünsche gehören uns» lesen – begleitet von der Musikerin Anna Trauffer. Geiser ist seit Langem mit Yvonne Maurer befreundet und gehörte zu den ersten Künstlerinnen, die im Kulturhüsli auftraten. «Katharina Geiser ist eine aussergewöhnliche Schriftstellerin. Ihre Geschichten basieren stets auf sorgfältig recherchierten historischen Fakten», betont Bürki. Dass eine solche Lesung in einem Raum mit nur rund 40 Plätzen stattfindet, macht ihren Reiz aus: «Alles ist unmittelbarer, spürbarer, intensiver – für die Besucher:innen wie für die Künstler:innen.»

Ein Haus mit vielen Gesichtern

Doch das Kulturhüsli ist nicht nur für Kultur da. Es kann auch für private Feiern, Seminare oder Ferienaufenthalte gemietet werden. «Diese Bandbreite empfinden wir als bereichernd. Sie prägt die Atmosphäre und macht das Haus zu einem lebendigen, offenen Ort», erklärt Bürki.

Herausforderungen und neue Chancen

Ein Projekt wie das Kulturhüsli lebt von Idealismus – und kostet zugleich viel Kraft. «Die grösste Herausforderung ist – wie so oft – die Finanzierung», sagt Bürki offen. Viele Künstler:innen traten in der Vergangenheit gegen Kollekte auf. «Dafür sind wir sehr dankbar, aber wir hätten gerne höhere Gagen gezahlt.» Um langfristig besser planen zu können, gründeten Maurer und Bürki dieses Jahr zum 10-jährigen Jubiläum einen Verein. «Das ermöglicht uns, Fördergelder zu beantragen und den Künstler:innen angemessenere Gagen zu zahlen. Dieser Schritt hat ein neues Kapitel für das Nossiker Kulturhüsli eröffnet.»

Eine wachsende Gemeinschaft

Inzwischen hat sich rund um das Kulturhüsli eine treue Gemeinschaft gebildet. «Viele Gäste kommen immer wieder – sie schätzen unser Programm, die Atmosphäre im Kulturhüsli und unsere Gastfreundschaft», sagt Bürki. Doch auch neue Besucher:innen finden den Weg nach Nossikon. «Manche sind erstaunt, dass sie bis jetzt nichts vom Kulturhüsli gehört haben. Insgesamt ist so über die Jahre ein wachsender Kreis von begeisterten Menschen entstanden – eine Gemeinschaft, die sich stetig vergrössert.»

Blick nach vorn

Die Pläne für die kommenden Jahre sind klar: Jeden Monat mindestens eine Veranstaltung. «Wir möchten ein möglichst vielfältiges Programm gestalten, das Konzerte, Musiktheater, Lesungen und Geschichtenerzählungen umfasst – mit hoher künstlerischer Qualität und offen für alle Altersgruppen und Bevölkerungsschichten», erklärt Bürki.

Bis Ende Jahr stehen noch drei Veranstaltungen auf dem Kalender: am 24. Oktober die Lesung mit Katharina Geiser und Anna Trauffer, am 28. November ein Gitarrenkonzert mit Laura Lootens aus München und am 5. Dezember ein Konzert der Gruppe Šenster Gob aus Prag.

Das Nossiker Kulturhüsli ist mehr als ein Veranstaltungsort. Es ist das Herzensprojekt von Yvonne Maurer und Rainer Bürki – ein Haus, das zeigt, wie viel entstehen kann, wenn Menschen ihre Vision von Kultur und Gemeinschaft Wirklichkeit werden lassen.

Alle Termine, Infos und die Anmeldung zum Newsletter: www.nossiker-kulturhuesli.ch

Autor

Kulturblog Uster

Kontakt

Nossiker Kulturhüsli
Rainer Bürki
Emdwiesenstrasse 7
8610 Uster
info@nossiker-kulturhuesli.ch
079 620 00 82

Kategorie

  • Bühne
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  • Musik

Publiziert am

16.10.2025

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