Dear2050: Entangled Forests - Ausstellung
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Dear2050: Entangled Forests - Flyer
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Kunst, Dies & Das

"Dear2050: Entangled Forests – Eine Reise durch die Welt der Wälder"

" Dear2050: Entangled Forests" vereint künstlerischen Darstellungen und wissenschaftliche Erkenntnisse, um die Bedeutung der Wälder im Kontext des Klimawandels zu beleuchten. Die Ausstellung begleitet die Besucher von den Urwäldern Europas bis hin zu den Tiefen des Amazonas. Im Zentrum stehen lebenswichtige Lebensräume, die es zu schützen gilt. Yema Salzmann, Kuratorin für Vermittlung der Ausstellung erzählt im exklusiven Interview mehr zur Entstehung der Ausstellung und was sie damit erreichen möchte.

Text und Interview: Nadine Hardegger

Die Ausstellung "Dear2050: Entangled Forests" lädt Besucher dazu ein, in die faszinierende Welt der Wälder einzutauchen und sich mit ihrer Bedeutung im Kontext des sich verändernden Klimas auseinanderzusetzen. Von den majestätischen Wäldern Europas bis hin zu den tiefen des Amazonas erforscht die Ausstellung die vielfältigen Aspekte dieser lebenswichtigen Lebensräume.


Die Ausstellung präsentiert eine einzigartige Kombination aus künstlerischen Darstellungen und wissenschaftlichen Erkenntnissen, die in enger Zusammenarbeit mit dem Plant Ecology Research Lab (PERL) der EPFL in Lausanne entstanden sind. Dabei werden Themen wie die Biodiversität der Wälder, ihre Rolle als Kohlenstoffspeicher und ihre Anpassungsfähigkeit an den Klimawandel beleuchtet.


Ein Höhepunkt der Ausstellung ist die Performance "The Canopy Kin", eine beeindruckende choreografische Darstellung der komplexen Beziehungen zwischen verschiedenen Baumarten in Waldgemeinschaften. Durch Tanz und Musik wird den Besuchern eindrucksvoll vor Augen geführt, wie vielfältig und vernetzt das Leben im Wald ist.


Neben der Ausstellung bietet "Dear2050: Entangled Forests" auch ein vielfältiges Rahmenprogramm, darunter Workshops und Diskussionsrunden, die Besuchern die Möglichkeit geben, sich aktiv mit den Themen der Ausstellung auseinanderzusetzen und einen tieferen Einblick in die Welt der Wälder zu erhalten.

 

Yema Salzmann, Kuratorin für Vermittlung der Ausstellung hat uns im exklusiven Interview mehr über die Entstehung der Ausstellung und der vielfältigen Aspekte dieser lebenswichtigen Lebensräume verraten. 

 

1.    Wie entstand die Idee für die Ausstellung "Dear2050: Entangled Forests" und welche konkreten Ziele verfolgen Sie damit?

Dear2050 ist ein partizipatives Vermittlungsangebot und gleichzeitig Unterstützungs- und Vernetzungsplattform für internationale Künstler:innen und Wissenschaftler:innen, die sich mit vielseitigen Facetten des Klimawandels befassen und nach Lösungen suchen, dem Klimawandel als Gesellschaft zu begegnen. «Dear2050» richtet sich wie die Anrede in einem Schreiben ans Jahr 2050. Im Brief berichten wir, wie das Klima heute aussieht und formulieren Wünsche, Hoffnungen und Bedenken fürs Klima der Zukunft. 

Wir möchten damit das Interesse und das Engagement gegen den Klimawandel fördern, die Hemmschwelle, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen niedriger machen und Gefühle der Machtlosigkeit abbauen. Damit soll das Thema Klimawandel in breitere Bevölkerungsschichten Eingang finden und Kunst sowie Wissenschaft sollen zugänglicher werden, damit sie ihr visionäres Potenzial entfalten können.

Dear2050: Entangled Forests ist ein zweijähriges Projekt, unterstützt durch den Schweizerischen Nationalfonds, welches in Zusammenarbeit mit dem Plant Ecology Research Lab (PERL) der EPFL entstanden ist.


2. Welche Rolle spielen künstlerische Beiträge im Kontext der wissenschaftlichen Forschung des Plant Ecology Research Lab (PERL)?

Zwei Kunstschaffende, Maja Renn und Krzysztof Wronski, waren während ein paar Wochen in einer Residenz am PERL. Durch die Residenzen entstand ein fruchtbarer Austausch zwischen den beiden Disziplinen, die gegenseitig neue Wahrnehmungsebenen und Denkweisen eröffnete. So konnten sich Forschende mit künstlerischen Strategien für einmal auf fantasievolle Weise den Bäumen und ihren Bedürfnissen nähern. Die Künstler:innen hingegen konnten den Alltag von Forschenden und deren analytische Denkweise erleben. Dieser Austausch vermag es vielleicht, einige Synapsen neu zu verbinden und so die Dinge von einer anderen Seite zu betrachten.


3. Wie wurden die verschiedenen künstlerischen und wissenschaftlichen Beiträge für die Ausstellung ausgewählt?

Es gab zwei Open-Call Verfahren, eines für künstlerische Beiträge und eines für wissenschaftliche Manuskripte. Aus den eingesandten Kunstwerken, künstlerischen Konzepten und wissenschaftlichen Manuskripten wurde die Ausstellung zusammengestellt. Einige Werke kamen später dazu, weil die Kuratorin sie entdeckte und passend fand, oder weil ein Kontakt mit den Kunstschaffenden entstand. Uns ist wichtig, dass das Projekt jeweils ein offener Prozess bleibt.


4. Können Sie uns mehr über die Zusammenarbeit zwischen den Künstlern und den Forschern des PERL erzählen?

Zwei Kunstschaffenden wurde eine künstlerische Residenz am Plant Ecology Research Lab an der EPFL ermöglicht. Während mehreren Wochen konnten die Kunstschaffenden die Arbeit der Forschenden begleiten und eigene künstlerische Forschung an den Labs durchführen. Krzysztof Wronski hat zum Beispiel mit den Forschenden Interviews geführt und einen Workshop abgehalten, bei dem die Forschenden sich überlegten, welche Fähigkeiten Bäume wohl gerne hätten, die sie heute aber noch nicht haben. Möchten sie sich zum Beispiel fortbewegen können, um an kühlere Orte wandern zu können, weil es dort, wo sie wachsen, durch den Klimawandel zu heiss geworden ist? Aus diesen Ideen sollten die Forschenden dann Storyboards erstellen, die die Bäume mit den neuen Fähigkeiten zeigen.

Aus den Erfahrungen und Erkenntnissen, die er in der Residenz gemacht hat, entstand die Arbeit «Autonomous Tree, Aerial Relocation System» die in der Ausstellung zu sehen ist. In seiner Intervention «Aerial relocation assistance» erforscht Krzysztof Wronski spielerisch Möglichkeiten der unterstützten Migration. Er sammelt Eicheln in städtischen Gebieten, um sie an Orten wieder auszustreuen, an denen die Pflanzen eine höhere Überlebenschance haben. Mit Hilfe einer kommerziellen Drohne, an der ein steuerbarer Korb befestigt ist, und ein paar biologisch abbaubaren Fallschirmen wirft er die Eicheln hoch in der Luft ab. Dies kann auch zum politischen Statement werden: in der hier dokumentierten Intervention wurde ein Golfplatz zum Ziel. Damit kritisierte der Künstler, wie Landschaften zu hoch strukturierten, für Menschen geschaffenen Gebilden gemacht werden.

Maja Renn entwickelte aus ihren Beobachten in der Resident eine performative Installation und setzt so wissenschaftliche Erkenntnisse über die komplexen Beziehungen zweier Baumarten in eine Choreo­grafie für zwei Tänzer:innen um. Mit «The Canopy Kin» macht auf die Zusammenarbeit und den Wettbewerb zwischen verschiedenen Baumarten in Waldgemeinschaften aufmerksam. Die Performance überträgt den immerwährenden Tanz der Bäume im Wald auf den zeitlichen und physischen Rahmen des menschlichen Körpers. Die Betrachtenden sind angeregt, sich mit mehr Mitgefühl und Verständnis auf ökologische Prozesse einzulassen.


5. Welche Herausforderungen gab es bei der Umsetzung einer Ausstellung, die sowohl wissenschaftliche Erkenntnisse als auch künstlerische Interpretationen präsentiert?

Eine Schwierigkeit entsteht daraus, dass die wissenschaftlichen Manuskripte oft nicht ganz einfach verständlich sind. Das hängt einerseits mit der wissenschaftlichen Sprache zusammen, in der sie verfasst sind. Andererseits behandeln sie meist ein winzig kleines Detail eines komplexen Systems, das man erst mal verstehen muss. Und wenn man dann verstanden hat, welches Detail der Artikel genau behandelt, kann es wiederum schwierig sein, den Zusammenhang zum Grossen und Ganzen zu sehen. Was genau haben jetzt die Schliessfähigkeit von Spaltöffnungen auf Buchenblättern mit dem Klima zu tun? Wofür wird die genau erforscht? 

Wir verstehen unsere Aufgabe darin, die Arbeit der Forschenden greifbarer zu machen. Zum Beispiel haben wir die Artikel in kurze Podcast-Episoden übersetzt. Da wir selbst auch keine Naturwissenschaftlerinnen sind, nutzen wir auch keine wissenschaftliche Sprache und heben jene Aspekte hervor, die uns besonders überrascht, erstaunt oder beeindruckt haben. So wird Forschung nahbarer.

Eine weitere Herausforderung entsteht daraus, dass die wissenschaftlichen Inhalte visuell weniger ansprechend sind als die künstlerischen Arbeiten. Das erfordert von uns das Erarbeiten von Strategien zu deren Präsentation. Wie wecken wir Interesse an den Inhalten, ohne sie zu banalisieren? Wie können wir die Hürde, sich mit wissenschaftlichen Inhalten auseinanderzusetzen, niedriger machen? Solche Fragen begleiten uns im Prozess.


6. Inwiefern hoffen Sie, dass die Besucher durch die Ausstellung ein tieferes Verständnis für die Bedeutung und die Herausforderungen von Wäldern im Zusammenhang mit dem Klimawandel entwickeln?

Während unsere Kenntnisse  über den Klimawandel immer detaillierter werden, bleiben die meisten Forschungsergebnisse für die meisten Interessengruppen unzugänglich. Der primäre Informationsfluss ist von einseitigen Schlagzeilen und Alarmismus auf der einen Seite und Skepsis auf der anderen Seite geprägt. Dem Diskurs fehlt vielerorts die breite wissenschaftliche Grundlage. Mit unseren Projekten möchten wir diese Kluft überbrücken und ein besseres Verständnis und Engagement für die Auswirkungen des Klimawandels fördern.

Der Klimawandel ist als komplexes Phänomen nicht direkt sinnlich wahrnehmbar. Hier kommen die Künste ins Spiel. Sie haben in die kulturpolitische Möglichkeit, den Klimawandel erfahrbar zu machen und neue Zugänge eröffnen, radikale Kritik zu formulieren und zu inspirieren. Kunst und Wissenschaft verstehen wir als die Samen, aus denen neue gesellschaftliche Normen und Ideen entstehen. In dem wir die beiden Disziplinen zusammenbringen, hoffen wir routinierte Wahrnehmungen aufzubrechen, Unsichtbares sichtbar zu machen, Vorhandenes auf neue Weise zu zeigen und Horizonte zu öffnen.


7. Wie sehen Sie die Rolle von Kunst und Performance bei der Vermittlung komplexer wissenschaftlicher Themen wie Ökologie und Klimawandel?

Wir glauben, dass es unwahrscheinlich ist, mit immer mehr Fakten über das Problem des Klimawandels die Köpfe und Herzen der Menschen in nennenswerter Weise zu erreichen. Stattdessen halten wir es für wichtig, das einzubeziehen, was wir jetzt über die psychologischen und sozialen Faktoren wissen, die das Engagement der Menschen mit diesem Thema prägen. Wir müssen also neue Wege finden, über den Klimawandel zu sprechen, ihn zu zeigen und in seinen Zusammenhängen zu vermitteln, wenn wir gemeinsam ins Handeln kommen möchten. Wir setzen deshalb auf interdisziplinäre Inhalte und fördern durch innovative Herangehensweisen Interesse, Verständnis und Gemeinschaftsgefühl.

Unsere Ausstellungen und Vermittlungsformate sprechen auch gezielt verschiedene Menschen an und werden teilweise an unkonventionellen Orten durchgeführt mit dem Ziel, einer breiten Bevölkerung Zugang zu Kunst und Wissenschaft zu ermöglichen und auch durch diesen Austausch wiederum verschiedene Perspektiven zu teilen. 


8. Gibt es bestimmte Botschaften oder Themen, die Sie den Besuchern der Ausstellung besonders nahebringen möchten?

Grundsätzlich sind wir an einem gemeinsamen Dialog und einer kollektiven Auseinandersetzung mit den Themen der Ausstellung interessiert. Wir verstehen die Veranstaltungen eher als Dialog als dass wir vorgefertigte und objektiv richtige Botschaften vermitteln.

Wir möchten vor allem…

● Interesse für und intensive Auseinandersetzung mit der eigenen Beziehung zur Umwelt fördern. 

● Positive Zukunftsvisionen schaffen und Gefühle der Ohnmacht gegenüber ökologischen Krisen abbauen. 

● Einen Raum öffnen, in dem ein niederschwelliger Zugang zu persönlichen Auseinandersetzungen mit dem komplexen Thema Klimawandel gewährleistet ist. 

● Verschiedenen Meinungen und Perspektiven sichtbar machen und vernetzen, um voneinander zu lernen und gegenseitiges Hinterfragen zu ermöglichen 

● Ein Gefühl von Gemeinsamkeit schaffen, Netzwerke bilden


9. Welche Reaktionen erhoffen Sie sich von den Besuchern nach dem Erleben der Ausstellung und der begleitenden Veranstaltungen wie der Performance "The Canopy Kin"?

Wir hoffen, Gedanken ins Rollen zu bringen, darüber, wie wir auf Wälder und auf Natur blicken. Sind sie tatsächlich so getrennt von uns, wie wir uns das vorstellen oder hängen wir mit diesen Systemen zusammen? Sind wir vielleicht sogar Teil von ihnen? 

Ausserdem sollen Wissenschaft und Forschung nahbarer werden, in der Hoffnung, dass es sich Besuchende in Zukunft zutrauen sich selbständig damit auseinanderzusetzen und die Rolle wissenschaftlicher Arbeit in der Gestaltung der Zukunft erkennen.

Schlussendlich sollen die Ausstellungen und die Veranstaltungen Lust und Mut machen, sich mit dem Klimawandel und mit dem eigenen Selbstverständnis als Teil eines lebendigen, verflochtenen Netzwerks, auseinanderzusetzen. 


10. Wie können Besucher nach dem Besuch der Ausstellung dazu ermutigt werden, aktiv zum Schutz und zur Erhaltung der Wälder beizutragen?

In dem Besuchende sich als Teil eines globalen Netzwerkes sehen und verstehen, dass sie als Teil dieser Verflechtungen auch von Wäldern abhängig sind, hoffen wir, ihr Engagement gegen den Klimawandel zu fördern. 

 

Vielen Dank für den tiefen Einblick in dieses spannende Thema und die Ziele eurer Ausstellung. Wir sind beeindruckt vom Engagement und von der kreativen Idee und wünschen uns, dass es unseren Lesern gleich geht. Wenn sich jeder als Teil des globalen Netzwerkes sieht und auch nur einen kleinen Beitrag gegen den Klimawandel leistet, dann können wir gemeinsam grosses erreichen.

 

Also nutzt die Gelegenheit und besucht die Ausstellung im Zeughausareal, Raum 2, Gebäude K2 noch bis zum 19. April. Denn damit habt ihr bereits den ersten Schritt gemacht.

 

Autor

Kulturblog Uster

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Kategorie

  • Dies & Das
  • Kunst

Publiziert am

04.04.2024

Webcode

www.uster-agenda.ch/R4UrGS