Dies & Das
Der Turm, der bleibt
Ob kühne Ritter oder holde Burgfräulein einst im Schloss Uster wohnten? Gibt es vielleicht sogar ein Schlossgespenst? Auf einer Besichtigung des Schlosses kann man es herausfinden.
Text: Lisann Anders
Einmal König und Königin sein. So fühlt es sich zumindest ein bisschen an, wenn man sich im Schloss bewegt. Obwohl ja eigentlich gar nie Königinnen und Könige im Schloss gewohnt haben. Warum gibt es dann überhaupt ein Schloss in Uster? Nun, das war so: ursprünglich war das Schloss nämlich gar kein Schloss, sondern eine Burg oder besser gesagt, eigentlich nur ein Turm, der vor ca. 1200 Jahren gebaut wurde. Ja, so lange ist es her, dass auf dem Burghügel ein Turm aus Holz gebaut wurde. Jetzt fragen sich einige sicher: aber der Turm ist ja gar nicht aus Holz. Nun, das ist richtig. Der ursprüngliche Turm bzw. die Burg ist nämlich 1492 abgebrannt – im gleichen Jahr, als Christopher Columbus nach Amerika segelte. Ein Zufall? Ja, das eine hat mit dem anderen nichts zu tun. Die Burg wird aber etwas über 30 Jahre später wieder aufgebaut und dann auch bald verkauft. In den nächsten Jahrhunderten wird sie bewohnt, verkauft, zerfällt, wird wieder aufgebaut, verschenkt, als Schloss deklariert, von Jakob Heusser-Staub renoviert und der gleichnamigen Stiftung übertragen bis es dann 1995 zur Schlossschule Uster wird.
Es ist diese lebendige und sich stets ändernde Geschichte des Schlosses, welche Noldi Hürlimann so fasziniert. Herr Hürlimann gibt Führungen auf dem Schloss und seine Begeisterung für dieses Stück Ustermer Geschichte ist in jedem Satz herauszuhören. Im Gespräch erzählt er, dass dort, auf der Burg 1442 das ertse Restaurant Usters eröffnet wurde und dass es das Restaurant Burg bis heute gibt. Es gab auch mal ein anderes Restaurant, welches im 19. Jahrhundert dort oben betrieben wurde vom Gefängniswärter, denn ja, der Turm war auch einmal ein Gefängnis. Und wenn nicht genügend Personen zum Jassen da waren, dann wurden einfach Gefangene genommen.
Es sind diese Anekdoten, welche die Geschichte des Schlosses zum Leben erwecken. Doch nur, wenn man diese alten Mauern selbst sieht und fühlt und durch sie schreitet, versteht man die Besonderheit dieses Gebäudes.
Doch warum ist das Schloss gerade für Familien ein sich lohnendes Ausflugsziel? Neben der Geschichte bietet das Schloss spannende Ausstellungen, zum Beispiel von Säbeln, die an Piratenabenteuer erinnern. Es gibt aber auch sonst viel zu entdecken. Noldi Hürlimann macht hier besonders auf eines seiner Lieblingsstücke des Schlosses aufmerksam, einen Kachelofen im Rittersaal (das Original stammt von 1614), auf den man hinaufsteigen kann, was für Kinder immer ein besonderes Highlight ist. Doch auch, wenn man aus den kühlen Gemäuern heraustritt, gibt es viel zu entdecken: eine Aussicht von den Glarner Alpen bis nach Lägern. Wer will, kann natürlich auch schauen, wo das eigene Daheim zu finden ist. Eine kleine Wanderung zum Aussichtspunkt Tämbrig bietet sich übrigens auch sehr gut von hier aus an.
Jeden Sonntag (14:00-17:00 Uhr) von Mitte Juni bis Ende Oktober ist das Schloss Uster frei zugänglich für Besichtigungen – und dies gratis und ohne Voranmeldung. Wer aber gerne eine Führung möchte, kann diese buchen. Für Kinder steht ein Fragebogen bereit, mit welchem sie das Schloss spielerisch entdecken können. Von den fünf Schlossführer:innen erzählen die einen von Gespenstern, die anderen haben ein Memory-Spiel in petto, um das Gedächtnis zu trainieren. Der Turm von Uster bleibt jedenfalls im Gedächtnis und in Uster natürlich.
Auf die Frage, ob es im Schloss denn spukt, meint Noldi Hürlimann, es gebe seines Wissens keine Geister im Schloss. Schade, aber vielleicht, wenn man nur gut genug sucht, kann das ein oder andere Kind auf einer Führung doch noch ein Schlossgespenst entdecken.
Dennoch, auch ohne Gespenst, lohnt sich ein Besuch im Schlossturm Uster allemal und warum weit fahren, wenn das Gute gerade vor der Tür ist und darauf wartet entdeckt zu werden?
Mehr Informationen zum Schlossturm und den Schlossführungen sind auf der Usteragenda einzusehen.
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