Die Usteragenda im Gespräch mit der Circus-Fabrik "filacro" - 1
Die Usteragenda im Gespräch mit der Circus-Fabrik "filacro" - 1
Die Usteragenda im Gespräch mit der Circus-Fabrik "filacro" - 1

Sport, Kunst, Bühne, Musik

Die Usteragenda im Gespräch mit der Circus-Fabrik "filacro"

Uster hat nicht nur viel Kunst, Musik, Theater etc. zu bieten, sondern ist mit filacro auch im akrobatischen Segment bestens vertreten. Die Usteragenda durfte bei einem Interview mit Martin Henzi, Gründer und Leiter von filacro, viel Spannendes über die einheimische Circus-Fabrik in der alten Giesserei in Nänikon erfahren.

Martin Henzi ist professioneller Artist und Trainer. Auch wenn in seiner Familie eine solche Laufbahn nicht vorgesehen war, ist er nun seit dreissig Jahren in diesem Metier. Als unser Zeughausareal 2008 brach gelegen ist, hat er mit seinem "Expeditions-Team" frischen Wind gebracht und das Areal wieder zum Leben erweckt. Dieses Projekt hat er bis heute weitergeführt, seit 2020 in Form des weitherum sichtbaren blauen Zelts und seit letztem Sommer als Circus-Fabrik in der alten Eisengiesserei-Fabrik in Nänikon.

Die Usteragenda hat Martin für ein Interview getroffen:

Wo liegt der Ursprung für deine Leidenschaft zu Akrobatik und Zirkus?
Circus-Kunst entspricht meiner Vielseitigkeit - es ist unglaublich Vieles möglich und ständig gibt es Neues zu entdecken.

Für meinen zukünftigen Beruf war es mir sehr wichtig, dass dieser nicht mit der Pension endet...Ich war eher auf der Suche nach einer Berufung. Und ich wollte mich bewegen und da es hierfür, ausser den Sport, der mir zu einseitig erschien, keine Aussicht gab, einen mir entsprechenden Beruf zu lernen, waren die Optionen gering. Für mich gab es so aber auch nichts zu verlieren. Ausgebildet habe ich mich an der Fachhochschule Dimitri im Tessin sowie an der Artistenschule in Budapest mit Spezialisierung in Seillaufen. Ich bin bereits auf vielen grossen und kleinen Bühnen Europas, im Mehl der Sägespäne, auf den Brettern des Theaters, auf Wiesen grosser Festivals und auf dem Eisen von Seilen aufgetreten: Ich war auf Tournee mit dem Animationszirkus "Pipistrello" und dem Cirque Helvetia, hatte hunderte Vorstellungen mit der Bewegungscompanie Quintett "pradagos", durfte Teil der Bernertanztage und des Gurtenfestivals sein, auf der Hauptbühne des Zürcher Theaterspektakels auftreten etc. etc. etc.. 

Was ist die Entstehungsgeschichte von filacro?
Nach der intensiven Zeit voller Auftritte wollte ich weniger selbst performen, und vermehrt das machen, was wir neben den Auftritten bereits gemacht hatten - nämlich unterrichten. Viele erwachsene Menschen, welche uns auf der Bühne gesehen hatten, waren Teilnehmer*innen in unseren Workshops. Um vom Unterrichten leben zu können, lag es aber auf der Hand, vermehrt auch Kinder anzusprechen. Dabei habe ich gemerkt, dass mir die Unmittelbarkeit der Kinder grossen Spass macht. Ich habe deshalb vermehrt auch Kurse für Kinder angeboten. Das Angebot hat sich herumgesprochen und entwickelt.

Die Inspiration dabei war und ist nach wie vor, Menschen etwas zu vermitteln, das sie und auch andere Menschen berührt. Circus und Bewegung haben die Möglichkeit, zusätzlich zur Technik, ganzheitlich zu wirken und zentrale, menschliche Themen konkret anzugehen. Wer Circus macht, wird sich verändern und sich besser kennenlernen.

Ein Höhepunkt in der Entstehungsgeschichte von filacro war sicherlich die ganze Entwicklung sowie der Aufbau des «filacro Circus Zeltes» mitten in der Stadt Uster. Von grossen Tiefpunkten bin ich bezüglich filacro zum Glück noch verschont geblieben. Unterschiedliche Ideen und Ansichten bezüglich strategischer Ausrichtung gibt es immer. Manchmal werde ich des Besseren belehrt und manchmal ist es besser, den eigenen Inspirationen zu folgen. Aber spannend bleibt es so oder so.

Wer steckt alles hinter filacro?
Das Team ändert sich immer wieder. Alle Trainer*innen, Helfer*innen, Mitarbeiter*innen sind projektbezogen angestellt oder arbeiten selbstständig. Die 11 Jahre «filacro-Circus-Zelt» brachten die meisten Veränderungen. Es kamen sehr viele Menschen zusammen. Nach dem Zügeln in die Circus-Fabrik hat sich vor allem das Ferienteam konstituiert, welches internationaler und professioneller geworden ist.

Wie sah dein Leben vor filacro aus?
Da gibt es nicht viel zu sagen, ausser... Ausbildungen, Tourneen, Galas...

Welcher Kurs ist dein persönlicher Favorit?
Ich mache alle Kurse sehr gerne. Mal sind es die Kleinsten "Saltöli", welche die kreativsten und spontansten Inspirationen geben, dann wieder die Ältesten "die Jonglör*innen", welche mit höchster Disziplin trainieren, dann wieder die grosse Gruppe von «Salto» und «Circus», welche mit vollem Power Berge versetzen oder wieder die Langjährigen «Cirq», welche bei Auftritten eine Idee umsetzen, die mitstaunen lässt. Ein anderes Mal sind es die Ferienwochen, in welchen Kinder, die sich noch nie gesehen haben, am Freitag plötzlich zu einem geschlossenen Team zusammengeschweisst sind.

Kurz: eine Priorität kann ich nicht geben.

Brodeln bei euch in der Projektküche bereits neue Projekte?
Nach dem etwas überraschendem Zügeln vom Zeughaus Uster in die Circus-Fabrik in Nänikon, gab es wenig Zeit, um sich um die Zukunft des filacro-Zeltes zu kümmern. Der Plan sieht aber vor, das Thema Zelt im Jahr 2023 nochmals anzugehen. Zurzeit ist es in der Fabrik eingelagert und wartet darauf, zu erfahren, wo es hin soll.

Ich bin natürlich auch immer daran, Neues zu suchen und anzubieten. Aktuell ist ein Kurs mit Feuer ausgeschrieben. Bei diesem Kurs wird der Feuerstab zuerst selbst gebaut und danach wird gelernt, mit dem Stab und dem Feuer richtig umzugehen. Andere Ideen verrate ich nicht. 

Was für Highlights erwarten uns in nächster Zeit?
Bereits erwähnt habe ich den Feuerkurs. Zudem möchte ich wieder den «Muki-Circus» und das offene Training aufnehmen, welches seit der Corona-Phase leider ausgebremst wurde. Daneben wünsche ich mir, dass in der Fabrik verwandte Bewegungsangebote stattfinden würden. Sei es Yoga, Tanz, Capoeira sowie selbst organisierte circus-spezifische Workshops zu verschiedenen Fachrichtungen.

Und zum Schluss noch eine wichtige Info:
Das neue Semester startet nach den Sportferien. Dabei bietet filacro in der Startwoche sowie in der Woche vom 24. bis 28. Mai 2023 ein Schnuppern an. Alle Infos dazu findet ihr auf der filacro-Homepage: https://www.filacro.ch/kurse/. filacro würde sich natürlich sehr über zahlreiche, neue Gesichter freuen.

Autor

Kulturblog Uster

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Kategorie

  • Bühne
  • Kunst
  • Musik
  • Sport

Publiziert am

20.02.2023

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www.uster-agenda.ch/Vc1mNs