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Doppelvernissage – Geläute/Geleise: Wenn Klänge leiser und Bilder lauter werden
Eine Klanginstallation in der Kirche und eine poetische Skulptur im Freien laden ein, Uster zum 1250-jährigen Jubiläum neu zu sehen und zu hören – als ruhiger Auftakt zum grossen Fest.
Text: Gisèle Münzner
Dämpfer auf den Glocken? Klöppel im Kies? Klingt ungewohnt? Genau darin liegt der Reiz des Projekts con sordino von Peter Conradin Zumthor. Gemeinsam mit einer Installation von Peter Schneebeli auf dem alten Friedhof bildet es die Doppelvernissage – Geläute/Geleise am 2. September in Uster – ein besonderer Auftakt zum 1250-Jahr-Jubiläum der Stadt.
Die reformierte Kirche Uster lädt an diesem Abend zu einer Entdeckung ein: Wie klingen Glocken mit Dämpfern? Und was passiert, wenn alte Klöppel ihre neue Ruhe im Gras und Kies finden – begleitet von einer goldenen Bank, die zum Innehalten einlädt?
Peter Freitag, Kirchenmusiker, und Pascale Rondez, Pfarrerin, sind Teil des Vorbereitungsteams und erzählen im Interview, wie es zu diesem aussergewöhnlichen Abend kam.
„Con sordino“ – mit Dämpfer
Schlagzeuger und Klangforscher Peter Conradin Zumthor dämpft mit seinem Projekt con sordino die Kirchenglocken – nicht symbolisch, sondern ganz konkret. Die Klöppel werden mit Gummi umhüllt, der Klang verändert sich hörbar. „Dass ausgerechnet am lauten Stadtfest die Kirchenglocken leiser tönen als üblich, bringt die Menschen vielleicht zum Nachdenken über die Bedeutung des Geläuts im Alltag und darüber hinaus“, sagt Kirchenmusiker Peter Freitag, der das Projekt mitorganisiert.
Die Idee stammt aus dem Stadtfest-Konzept Umleitung der reformierten Kirche: Menschen sollen zum Innehalten „umgeleitet“ werden – vom Festtrubel zur Kirche, zur Stille, zum Hören. „Mit verschiedenen Aktionen und Auftritten von Ustermer Gruppen auf der ‹Kirchen-Bühne› locken wir die Leute über unsere grosse Treppe zur Kirche. Die Kirche gehört zum Stadtbild – mit ihrer prägnanten Silhouette und akustisch mit dem Glockengeläut. Die beiden Kunstprojekte sollen zum Hören und Sehen anregen, in Vorbereitung aufs Stadtfest und auch während der Umleitung am Samstag“, ergänzt Peter Freitag.
Glocken, Kiesel, Klöppel
Während im Glockenturm die neuen Klöppel erklingen, treffen draussen ihre ausgedienten Vorgänger auf Himmel, Gras und goldene Reflexe. Auf dem alten Friedhof hat Künstler Peter Schneebeli aus diesen alten Klöppeln ein begehbares Kunstwerk geschaffen – zart eingebettet in gräulich-bläuliche Kiesel und mit Blick auf den Kirchturm.
Pfarrerin Pascale Rondez, die den Kontakt zu Peter Schneebeli herstellte, beschreibt die Idee als sinnliche Einladung: „Die alten Klöppel, die nun im Gras und Kies liegen, erinnern an die Vergänglichkeit – und doch sind sie miteinander verbunden. Die (Ruhe-)Bank in Gold lädt die Menschen zur Begegnung ein und dazu, sich Zeit zu nehmen.“
Zwei Kunstsprachen im Dialog
Was beide Installationen vereint, ist ihr reduzierter, fast meditativer Charakter. Die lauten Glocken rücken in den Hintergrund, das Visuelle tritt mit leisen Tönen in den Vordergrund.
Der Kontakt zu den beiden Künstlern war dabei alles andere als zufällig: Während Peter Freitag über die Hinterhalt-Organisatoren auf Zumthor aufmerksam wurde, begegnete Pascale Rondez dem Zürcher Künstler Peter Schneebeli einst im Zug. Seine humorvollen, poetischen Arbeiten liessen sie nicht mehr los.
Kunst als Einladung
Hinter dem Anlass steht ein Team der reformierten Kirche, das bereits mit dem Stadtfest-Konzept Umleitung kreative Formate in den kirchlichen Raum gebracht hat. Auch praktische Herausforderungen – etwa das Gewicht der Klöppel – wurden mit Leichtigkeit gemeistert.
Die beiden Projekte setzen ein bewusst leises Zeichen – als Auftakt zu einem Jubiläum, das Uster feiert, aber auch innehalten lässt.
Die Vernissage: ein Moment der Begegnung
Am 2. September sind beide Künstler vor Ort. Peter Freitag freut sich besonders auf die persönliche Begegnung mit den Besuchenden: „Die beiden Peter sind spannende, sympathische Menschen und dazu sehr bescheiden. Die Begegnung mit ihnen wird einem die Kunstwerke auf jeden Fall näher bringen.“
Und Pfarrerin Pascale Rondez wünscht sich, dass dieser Abend „als poetischer Moment in Erinnerung bleibt – an dem Dinge neu zu sehen und zu hören sind.“
Die Doppelvernissage startet am 2. September um 19.15 Uhr bei der reformierten Kirche Uster – beide Künstler sind vor Ort und geben spannende Einblicke in ihre Werke. Lassen Sie sich von leisen Klängen und poetischen Bildern verzaubern und werden Sie Teil dieses besonderen Abends.
Autor
Kulturblog Uster
Kontakt
Reformierte Kirche Uster
karin.barz@refuster.ch
Kategorie
- Brauchtum / Feste
- Dies & Das
- Kunst
Publiziert am
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