Bechtler Stiftung
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The 2000 Sculpture
The 2000 Sculpture

Kunst, Dies & Das

Einblick in die Bechtler Stiftung

Bestaunten Sie schon einmal "The 2000 Sculpture", die nur bei Tageslicht gezeigt wird oder waren Sie bereits einmal auf Kamerafahrt mit Pipilotti Rist? Wurden Sie schon einmal mit einer Ausstellungssituation konfrontiert, die eher wie ein Lager oder ein Modegeschäft als an einen Museumsraum erinnert? Tauchten Sie schon einmal in ein anderes Universum ein? Dies und vieles mehr, erlebt ihr im Ausstellungsraum für zeitgenössische Kunst der Bechtler Stiftung.

Im Auftrag der Bechtler Stiftung entwarf und baute das Zürcher Architekturbüro EM2N eine Kunsthalle für Walter de Marias Werk The 2000 Sculpture. Ziel war es, ein räumliches Gefäss zu entwickeln, das möglichst präzise auf die Intentionen des Künstlers und seines monumentalen Werkes abgestimmt ist. Nebst Walter de Marias "The 2000 Sculpture " ist auch die Videoinstallation "I Couldn't Agree With You More" von Pipilotti Rist eine dauerhaft ausgestellten Installation. 

"The 2000 Sculpture " von Walter de Maria ist eine der grössten Bodenskulpturen weltweit und als Herzstück der neuen Ausstellungsräume der Bechtler Stiftung installiert. Sie gehört zu einer Serie von Werken, in welchen der Künstler stets neue Elemente in spezifischen Anordnungen gruppierte. The 2000 Sculpture besteht aus 2000 Gipsteilen von je 50 cm Länge und 18 cm Höhe. Die einzelnen Elemente sind trotz ihrer einheitlichen Grösse in ihrer Form unterschiedlich und weisen fünf, sieben oder neun Kanten auf. Sie sind auf einer Fläche von 500 Quadratmetern (10 x 50 m) in 20 Reihen à 100 Gipsteilen ausgelegt. Die Anordnung der Gipselemente folgt einem klaren Rhythmus, der sich nach der Anzahl der Kanten richtet: 5-7-9-7-5-5-7-9-7-5.
Trotz ihrer Grösse wird The 2000 Sculpture als Einheit wahrgenommen und schliesst den architektonischen Raum mit ein – die Kunsterfahrung wird so zur Raumerfahrung. Bei Walter de Marias monumentalem Werk ist der umgebende Raum genauso wichtig ist wie die Skulptur selbst. Die Rezeption der The 2000 Sculpture wird nebst dem Raum vor allem durch das Licht grundlegend beeinflusst. Walter de Maria legte daher zu Lebzeiten fest, dass die Skulptur nur bei Tageslicht gezeigt werden soll, um sicher zu stellen, dass die vielfältigen Weiss-Schattierungen und Schattenwürfe der Gipselemente, die sich je nach Sonnenstand und Wetter ändern, für Besucherinnen und Besucher jederzeit sichtbar sind.  
Eine Serie von kubischen Oberlichtern wirft natürliches Licht in den Saal, das sich im Laufe des Tages und entsprechend den Wetterbedingungen immer wieder verändert. Ein Fenster in der Längsfassade gewährt den Besucherinnen und Besuchern einen Blick in die nahe Baumkulisse des Parks, während sich die grossformatige, stirnseitige Verglasung zum öffentlichen Durchgang mittels lichtdichter Storen wahlweise so regulieren lässt, dass das Werk nach aussen wirken oder aber nur von innen erlebt werden kann. Die am Stück gegossene Bodenplatte aus Beton bildet einen fugenlosen Grund für die 2000 diagonal angeordneten Gipsobjekte. Dem Oberlichtsaal vorgelagert ist ein grosszügig angelegter Eingangsraum mit Bibliothek, der sich über grosse Fenster zum Vorplatz hin öffnet und mit Schreinerarbeiten aus Seekiefersperrholz ausgestattet ist.

The 2000 Sculpture vereint viele grundlegenden Elemente von Walter de Marias Arbeit: Die Permutation ähnlicher Elemente und die Auseinandersetzung mit mathematischen Formen, dem Raum, dem Licht und der Zeit. Im Unterschied zu seinen anderen Arbeiten verwendet der Künstler für die The 2000 Sculpture jedoch nicht Module aus Messing, Edelstahl oder Stein, sondern aus Gips.
Der Titel des Werkes spielt einerseits auf die damals noch bevorstehende Jahrtausendwende an und benennt andererseits die Anzahl der in der Skulptur enthaltenen Module.

Die Arbeit I Couldn’t Agree With You More, wurde 2001 von der Walter A. Bechtler-Stiftung erworben. Die Instellation stammt von Pipilotti Rist, einer Schweizer Videokünstlerin, die sich in ihren sinnlichen und kühnen Videoinstallationen auf unterhaltsame, ironische und selbstbewusste Weise mit Konventionen und Tabus auseinandersetzt. Die Arbeit zeigt die Künstlerin in einem Einkaufszentrum und in einer Wohnung. Während sie ihr Gesicht durch die Welt schreitend filmt, sind Aufnahmen von nackten Figuren, sich vor dem Autoscheinwerfer versteckend, in einer grünen, dunstigen Waldlandschaft auf ihrer Stirn zu sehen. Rist setzt dem Konsum und der kapitalistischen Warenwelt die unbewussten Triebe und Bedürfnisse der Menschen entgegen und spielt einen Idealzustand an, in dem die Welt mit der Natur im Einklang und frei von Konventionen gewesen sein soll. Das Werk ist sozusagen ein Selfie “avant la lettre”, in dem der innere Film im Kontrast zur äusseren Realität steht. Die Künstlerin thematisiert auch die widersprüchliche Entwicklung, dass sich Menschen, je näher sie in städtischen Ballungsräumen zusammenleben sich wie «scheue Rehe» zueinander verhalten.

Ausgangslage vieler ihrer Videoinstallationen sind die grafischen Qualitäten und das filmische Potenzial des Fernsehers und des damit assoziierten wohnlichen Ambientes, welches Rist in den Ausstellungsraum übersetzt. Für Rist verleiht insbesondere das Farbrauschen dem Medium Video eine malerische Qualität. Spektakuläre Kamerafahrten und sich überschlagende Bilder, die zusammen mit Bildverfremdungen und assoziativen Montagen traumartige Sequenzen entstehen lassen, sind charakteristisch für ihre Videofilme.
In ihren Arbeiten beschäftigt sich die Künstlerin mit Themen wie Körperlichkeit, Intimität, Verwandlung und Sexualität.

Rist projiziert ihre Videos nicht nur auf Gewölbe, sondern auch auf Böden, Decken, Möbel und Vorhänge und schafft so ganzheitliche Environments, in denen die Besucherinnen und Besucher Teil der Installation werden.

Parallel zu den beiden dauerhaft ausgestellten Installationen zeigt die Bechtler Stiftung zweimal jährlich Wechselausstellungen zeitgenössischer Künstler*innen aus dem In- und Ausland und bietet sowohl Führungen als auch ein Vermittlungsprogramm an.

Die letzte Wechselausstellung war vom 8. Oktober 2022 bis 2. April 2023 "Double Positive" von Sylvie Fleury.
Sylvie Fleury ist bekannt für ihre Inszenierungen von Glamour, Mode und Luxusprodukten. Ihre Arbeiten zeigen in der Regel Objekte mit sentimentaler und ästhetischer Resonanz in der Konsumkultur sowie die Paradigmen des neuen Zeitalters.

Die Ausstellung thematisierte viele interessante Aspekte wie das Bild der Frau in den 90-er Jahren, der erweiterte Begriff des Ready-made sowie die Grenzen zwischen Alltagsgegenstand und Luxusobjekt. Anlässlich der Ausstellung ist das Künstlerbuch Sylvie Fleury entstanden. 

Am 16. APril 2023 eröffnete die nächste Ausstellung mit dem Titel "Ein ruheloses Universum" von Peter Fischli und David Weiss. Die Ausstellung "Ein Ruheloses Universum" des Künstlerduos Fischli & Weiss zeigt die beiden Werke Surrli (1989) und die Originalkostüme von Ratte und Bär (2004). Die beiden Tierfiguren tauchen im Werk von Fischli & Weiss in verschiedenen Rollen auf.

Das Werk Surrli ist eine Serie abstrakter, vielgestaltiger geometrischer Lichtskulpturen. Inspiriert von einem Jojo-ähnlichen Spielzeug mit LED’s, aus dem Farbstreifen aus Licht quirlen, entwickelten Fischli & Weiss eine Maschine, die ähnliche Effekte erzeugen kann. Die handgekurbelte Vorrichtung mit mehreren rotierenden Armen und Platten ist mit mehreren Leuchten bestückt. Die damit erzeugten rotierenden Lichter wurden vor schwarzem Hintergrund mit Langzeitbelichtung fotografiert. Die entstandenen Lichtskulpturen erscheinen als bunte, ellipsenartige Muster, die an die Laufbahn von Planeten erinnern. Durch sorgfältige Manipulation der Lichtverhältnisse und der Belichtungszeiten gelang es Fischli & Weiss, jede Andeutung von Low-Tech-Geräten hinter diesen wundersamen Bildern zu beseitigen. In der Ausstellung werden insgesamt 162 Dias von drei Projektoren an die Wände des abgedunkelten Ausstellungsraums projiziert.
Die Ausstellung in der Bechtler Stiftung lässt jeden Besucher in das Universum von Fischli & Weiss eintauchen.

In einem späteren Blogbeitrag erfahrt ihr noch mehr über die beeindruckende Ausstellung und über die Künstler Peter Fischli und David Weiss.

Autor

Kulturblog Uster

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Kategorie

  • Dies & Das
  • Kunst

Publiziert am

20.04.2023

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www.uster-agenda.ch/PuPiFd