Hier tanzen die Puppen

Ein Bühnenstück ohne Worte, doch mit viel Fantasie. Eine Welt voll Tanz und Musik. Eine Tänzerin und eine Puppe. Dies alles wird Familien im Central Uster in der Aufführung von "Petitpas & ich" geboten.

Text: Lisann Anders

Ein kleiner Schritt ist oft mehr als das. Er kann etwas bewegen, er kann neue Horizonte eröffnen, er kann die Fantasie anregen. Genau das macht Petitpas in dem Tanzstück «Petitpas und ich», welches am 28. Mai 2025 im Central Uster gezeigt wird. Das Stück ist eine Kooperation der Company Mafalda aus Zürich und Cie Chamar bell clochette aus Genf. Man muss aber kein Französisch können oder Deutsch, ja man muss gar nicht sprechen können, um diesem Stück beizuwohnen. Die Aufführung kommt nämlich ohne Worte aus, was sie umso eindrücklicher macht – vor allem für Kinder. Es geht um das Verstehen von Bildern, von Szenen, von Tanz. Die Vorstellungskraft wird angeregt und Emotionen geweckt.

WORUM ES GEHT

«Petitpas und ich» erzählt die Geschichte eines Kindes, gespielt und getanzt von Alice D’Angelo, und seines imaginären Freundes, welcher von einer Marionette verkörpert wird. Gemeinsam tanzen sie in verschiedenste Abenteuer und erkunden die Welt. Dass ein imaginärer Freund gewählt wurde, ist hierbei kein Zufall. Fantasie und erfundene Freunde stellen für Kinder oft eine wichtige Phase dar, durch welche sie Kreativität, Rollenspiele, Empathie und Selbstständigkeit lernen können. Teresa Rotemberg führt hierzu aus, «Kinder sollen Abenteuer erträumen dürfen. Es ist wichtig für die Entwicklung des Kindes und keineswegs verrückt. Das Kind ist genau da, wo es sein sollte.»

DIE ENTSTEHUNG DES STÜCKS

Entwickelt wurde das Stück von Choreografin Teresa Rotemberg und Puppenspielerin Chine Curchod. Curchod und Rotemberg lernten sich kennen. Beide hegten eine Faszination für das jeweils andere Genre. So wollten sie ausprobieren, wie Puppenspiel und Tanz zusammenpassen. Zusammen testeten sie in der Roten Fabrik in Zürich aus, wie der Abstand von Körper und Puppe funktionierte. Der Spass wuchs bald zu einer Idee, das Experiment reifte zu einem Stück. Die Choreografie musste hierbei stets an den Rhythmus der Puppe angepasst werden. Da die Puppe klein ist, mussten auch Bühnenteile gebaut werden, um sie zu erhöhen. Gleichzeitig durften die Bühnenteile nicht zu hoch sein, da ja die Puppenspielerin auch noch die Puppe tanzen lassen musste. Die grösste Herausforderung lag allerdings darin, die Szenen und vor allem die Puppe so natürlich wie möglich aussehen zu lassen. Doch wie kann man dies mit den Fäden an der Marionette erreichen? Die Lösung lag in einer speziell angefertigten Puppe, weiche so gelenkig wie eine Ballerina sein sollte. So wurde die Hüfte etwas breiter gemacht und sowohl an der Hüfte als auch am Rücken wurden Fäden befestigt. Dies erlaubte Petitpas sogar rückwärts zu gehen und grazil über die Bühne zu schweben. 

EIN ERLEBNIS OHNE WORTE

Obwohl das Stück 50 Minuten geht, sind Kinder fasziniert davon und bleiben gebannt bei der Sache. Rotemberg erzählt, dass einige Kinder sogar näher an die Bühne gingen während des Stücks, um auch ja nah bei der Handlung zu sein. Das Stück ist niederschwellig im Zugang, auch durch den bereits erwähnten fehlenden Dialog. Sprache wird hier durch Musik ersetzt. Diese wurde eigens für das Stück von Roland Bucher angefertigt. Auch die Komposition war hierbei ein interaktiver Prozess, da die Melodien den Tanz tragen sollten. So war auch Bucher stets im Probenprozess dabei und hat die den Rhythmus der Musik an die Welten und Bewegungen angepasst.

«Petitpas und ich» ist bereits erfolgreich auf Tournee. Es ist bereits das fünfte Kinderstück der Company Mafalda. Mafalda tourt parallel auch mit anderen Stücken und gibt Schulworkshops, um Kinder und Jugendliche für und mit Tanz und Theater zu begeistern. Zudem leitet Teresa Rotemberg auch die Sparte «Junges Theater» am Luzerner Theater. Die Reise mit der Puppe führt dann am 28. Mai 2025 ins Central Uster (14:30 Uhr), wo die ganze Familie von Baby zu Teenager, von Eltern zu Grosseltern das zauberhafte Tanzschauspiel erleben können.