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Hinterhalt Festival 2023 - Blick hinter die Kulissen
Vom 7. bis zum 9. Juli findet diesen Sommer wieder das dreitägige Hinterhalt Festival statt. Am Festival sind ALLE herzlich willkommen, es ist ein freudiges sommerliches Kulturfest mit einem kunterbunten Publikum jeglichen Interesses und Alters.
Das Team des Hinterhalt Festivals, das seit 2009 versteckte Areale, Baubrachen oder unbekannte Hinterhöfe in Uster bespielt, arbeitet diesen Sommer mit dem Werkheim Uster zusammen. Dessen Abteilung Gartenraum liegt in einem wunderschönen Park mitten in Uster. Bis anhin ist es räumlich der grösste Hinterhalt mit belebter Openair-Bühne und stillen Ecken, mit grosser Gartenbar, Caféwagen und einem vielfältigen Essmarkt, mit überraschenden Interaktionen und spontanen Kleinbühnen, mit packenden Momenten und unvergesslichen Erlebnissen, mit grossen Gesten und kleinen, feinen Interventionen. So individuell und vielseitig wie nirgendwo sonst. Die Diversität, Offenheit und Inklusion prägen den Geist des Festivals seit Bestehen.
Ein weiterer Partner ist der städtische Friedhof, der sein Areal für dezente und luftige Kunstinstallationen öffnet. Er bietet Platz für die Ausstellung „Kunst in aller Ruhe“. Es präsentieren sich Kunstschaffende, die sich spezifisch mit Themen wie Leben und Sterben, Trauer, Verlust, Erinnern, Loslassen auseinandersetzen.
Eine grosse Wiese mit Blick auf Greifensee und Pfannenstiel wird zum Theaterpark mit verschiedenen Programmpunkten für Gross und Klein. Theaterleute, Musikerinnen und Kunstschaffende, Lesende, Tanzende und Zaubernde bespielen die vielen Ecken und Winkel des inspirierenden Areals und besingen und beleben den ganzen Park. Blumendüfte mischen sich mit üppigen Köstlichkeiten und Gartenbeizen und Freiluftbühnen machen ihrem Namen alle Ehre.
Das Programm des Kulturspektakels ist bunt. Sängerin Saadet Türköz wird das Ustermer Festivals am 7. Juli im Duo mit Nils Wogram eröffnen, einem der bekanntesten Jazzposaunisten Europas. Nebst dem illusteren Eröffnungs-Duo sind bekannte Köpfe aus allen Sparten angekündigt. Der aus Uster stammende Drummer Lucas Niggli spielt mit seinen Söhnen Felix (Trompete) und Gaudenz (Elektronik) ein nächtlich ambientales Set. Auch die Sonntagsmatinée ist in Ustermer Hand: mit einer Konzertstafette von must – Musikerinnen und Musiker aus und für Uster. Und mit einer hinterhältigen Installation kehrt auch das international aktive Künstlerpaar steiner | lenzlinger – erweitert um René Waldhauser und Peter Conradin Zumthor – in seine einstige Heimat zurück.
Bunt verspielte Musik gibts mit dem Winterthurer Duo Ikan Hyu, das kurz vorher den Kulturförderpreis des Kantons Zürich entgegennehmen kann. Anreisen wird die in Berlin lebende Churerin Anna Erhard, für Oberländer Fans spielen Karl am Strand und das Klaus Egger Trio. Für grosse Akrobatikkunst sorgt der Zirkus Fahraway, zu lauschige Lesungen laden Angelika Waldis und Katja Brunner. Für bleibende Eindrücke sorgen die Schrift-Bilder des bekannten, aus Fällanden stammenden Schrift-Stellers Matthias Zurbrügg.
Auch dieses Jahr gibt es wieder viele Leckereien zum Schnabulieren, grösstenteils direkt aus der Region. Diese können an den lauschigen Plätzchen und unter grünen Bäumen auf dem Areal von Werkheim-Gartenraum genossen werden.
Der Badge kostet 20 Franken, für Kinder fünf und wer das Festival supporten möchte darf auch gerne 100 Franken bezahlen. Das Wichtigste, ALLE sind willkommen, ob mit grossem, kleinen oder auch keinem Budget. An den Darbietungen steht ein Kollektentopf, so können die Besucher die Künstler direkt supporten.
Die Usteragenda hat Frank von Niederhäusern, Gründungsmitglied des Hinterhalt Festivals und bis heute im OK, ein paar Fragen gestellt und dabei Spannendes über das einzigartige Festival erfahren.
Wie ist das Festival entstanden und wer hat ihm den Namen gegeben?
2008 gab es eine Volksabstimmung zur Weiterführung der Villa am Aachbach als städtische Galerie in Uster. Der Kredit wurde abgelehnt, das Projekt begraben und die Galerie war somit gestorben. An jenem Abstimmungsabend versammelten sich verschiedene Kulturinteressierte im qtopia, dem Ustermer Kino. Alle gefrustet, dass der Kredit abgelehnt wurde. Sie steckten die Köpfe zusammen und es entstand die Idee, diesen Ort für ein Kulturfestival zu nutzen. Aus dieser Idee entstanden schnell konkrete Vorstellungen und Pläne. Der Name kommt nicht von irgendwo. Das qtopia und der qbus lagen damals in einem Areal, das vielen Ustermern und Ustermerinnen unbekannt war. Dabei lauschig verwinkelt, schön und interessant, da nebst dem qbus Atelier zu finden waren. In diesen «Hinterhalt» wollten die Initiatoren ihr Publikum locken – mit besten Absichten natürlich.
Dieses Jahr findet das achte Hinterhalt Festival statt, in welchem Rhythmus plant ihr jeweils das Festival?
Das Hinterhalt Festival findet immer dann statt, wenn ein neuer und passender «Hinterhalt» gefunden wurde. Es gibt keinen klassischen Rhythmus. Die ersten zwei Mal fand es im Areal des damaligen qbus statt, seither war es jedes Mal an einem neuen Ort. Da während der Corona Pandemie keine grossen Festivals stattfanden, luden wir 2021 zu den «Zwischenhalten», einer Serie aus kleinen Open Airs, Open Air Kino sowie Kulturevents ein.
Habt ihr noch viele weitere Orte im Visier? Ist es nicht ein immenser Aufwand, immer alles neu zu denken und zu planen?
Jede Festivalausgabe seit 2009 hat ihren Ursprung an einem stimmigen Ort. Jenem Areal nämlich, das uns vom OK anspringt und reizt, herausfordert und umtreibt, letztlich dann inspiriert und sich als neuer Hinterhalt erweist. Es findet immer an Orten statt, von denen die Leute nicht wirklich wissen oder die ihnen nicht wirklich bewusst sind. Wir laufen dann jeweils durch Uster und schauen, wo ein Ort ist, der sich eignet. Oft ist es ein Ort in Veränderung oder ein solcher gar, der verschwinden soll. Für das Gebäude Apothekerstrasse 18 besteht ein Um- und Neubauprojekt, das in seinem Fortschreiten öffentlich hinterfragt und diskutiert wird. Konkrete Vorhaben ruhen, die Zukunft des Gebäudes samt umgebendem Areal sowie seiner Mieter*innen steht heute noch in den Sternen.
Uster ist immer noch im Wandel. Es wird überall gebaut. Vielfach sind es Orte, die danach abgerissen werden. Meistens ist unklar, was mit dem Areal danach passiert, perfekt also für einen Hinterhalt.
Ist es allenfalls auch ein Anreiz die Fortschreitung der Neubauprojekte entgegenzuwirken?
Wir möchten nicht so weit gehen, zu sagen, dass dies der Ursprungsgedanke ist. Ziel ist, den Leuten Hinterhöfe zu zeigen, Ecken und Orte, die sie bisher nicht kennen und damit die Schönheit dieser Orte in den Vordergrund zu rücken. Vielmehr sind es aber auch spannende Gelände, um ein Festival durchzuführen. Denn wo macht es mehr Spass, seine Krativität auszuleben als auf Baustellen und alten Geländen? An diesen Orten ist viel mehr zu machen und man hat oft mit weniger Auflagen zu kämpfen. Dieses Mal jedoch haben wir sehr viele Auflagen.
Weil der städtische Friedhof Teil des Hinterhalt Festivals ist?
Passen denn Friedhof & Festival zusammen?
Der städtische Friedhof ist der schönste Parks von Uster, aber viele Leute waren bisher noch nie dort. Die passende Ausstellung „Kunst in aller Ruhe“ gibt Anlass, in Ruhe durch den Friedhof zu laufen, sich inspirieren zu lassen und den Park auf seine ganz spezielle Art zu geniessen.
War die Umsetzung der Ausstellung auf dem städtischen Friedhof eine Herausforderung?
Anfangs schon, doch durch unsere stets offene Kommunikation haben wir viel Zuspruch erhalten. Wir sind proaktiv auf die Leute zugegangen und haben unsere Idee offen kommuniziert. Der Friedhofgärtner und der Friedhofchef waren sofort dabei. Die konkrete Bewilligung war jedoch sehr herausfordernd, da wir uns mit sehr vielen Auflagen konfrontiert sahen und diese mit den Verantwortlichen der Abteilung Sicherheit angehen mussten. Doch mit dem Fortschreiten des Projektes sind wir auch bei diesen Leuten aus der städtischen Verwaltung auf Zuspruch gestossen. Auch die Stadtpräsidentin übrigens stand von Anfang an hinter uns. =)
Was ist für dich das Speziellste, der Einzigartigkeitswert des Hinterhalt Festivals? Was ist dein Anreiz?
Ich mag das Gesamtpaket. Von der spannenden und inspirierenden Vorarbeit über die zahlreichen Herausforderungen der Umsetzung bis zu den leuchtenden Augen und überraschten Gesichter der Besuchenden am Festival selbst. Das Gelände ist so vielseitig aufgebaut, dass jeder angesprochen wird und man immer wieder etwas Neues entdeckt. Dem ganzen OK liegt es am Herzen, dass das Festival offen ist (auch nicht eingezäunt) und zugänglich für alle. Während der Corona Pandemie war die Einzäunung am schwierigsten für uns alle, da hatten wir einen inneren Konflikt mit der Grundidee des Hinterhalts.
Auf was können sich die Festival Besucher am meisten freuen?
Die Besucher können sich auf eine grosse Auswahl an Kulturbeiträgen, spannende Leute, neue Bekanntschaften, Bands und Künstler sowie wunderschönes Open Air Wetter freuen. Petrus wurde bereits vor langer Zeit informiert, dass er vom 7. bis 9. Juli Sonnenstrahlen nach Uster schickt. =)
Liegt dir noch etwas am Herzen?
Ja etwas Kleines habe ich noch. Die Organisation war dieses Jahr sehr anspruchsvoll, da die Auflagen immer grösser und herausfordernder werden. Die Zusammenarbeit mit Polizei, Stadt etc. war jedoch grösstenteils sehr gut. Dies zeigt wiederum: wenn man richtig auf die Personen zugeht und offen kommuniziert, erreicht man sehr viel.
Vielen Dank, lieber Frank für den wunderbaren Einblick hinter die Kulissen. Wir freuen uns bereits jetzt auf das Hinterhalt Festival 2023 und wünsche viel Erfolg, zahlreiche Besucher und das Petrus sein Versprechen einhält.
Wichtig zu wissen:
Das ganze Festival ist autofrei, es gibt keine Parkplätze, angereist wird ausschliesslich mit dem ÖV.
Das Programm findet ihr auf: https://www.hinterhalt.ch/2023/
Autor
Kulturblog Uster
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www.uster-agenda.ch/gjJ1JM