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Merlins Zauber in Uster

Das Stadtfest steht vor der Tür und damit viele tolle Attraktionen. Es wird hier nicht nur Uster und die Geschichte Usters gefeiert, sondern auch die Menschen, die Uster ein bisschen schöner, vielfältiger und zauberhafter machen.

Apropos Zauber. Da kommt einem doch gleich der Zauberer Merlin in den Sinn. Zwar ist der nicht auf dem Stadtfest zu finden, doch das Merlin Improtheater schon. Dieses wird in der «Familienecke» bei der Villa am Aabach zu finden sein. Das Merlin Theater bietet spannende Kurse für die ganze Familie – von Kind bis Eltern.

 

Natalie Frey-Gut arbeitet seit 2013 als Kursleiterin im Merlin-Theater. Als Theaterpädagogin und Schauspielerin weiss sie, wie man Theater lebendig werden lässt und ein Publikum verzaubert. Im Interview gibt sie Einblicke hinter die Kulissen.

 

 

Was ist das Merlin-Theater und was macht es so aussergewöhnlich?

 

Das Merlintheater bietet Kurse für alle Alterstufen an. Das Besondere ist die Erarbeitung der Stücke: mit den Teilnehmenden der Kurse improvisiere ich zu einem Thema/Ort/Requisite etc. und aus den improvisierten Szenen und Rollen gestalte ich im Verlauf des Jahres ein Stück, welches die Kinder im Frühling aufführen. Diese Art und Weise der Erarbeitung ermöglicht es mir, allen Kinder eine gleichwertige Rolle zu ermöglichen und die Themen und Ideen der Kinder direkt einzubinden. Unsere Stücke bekommen so, im Verlauf des Jahres einen Ablauf – aber bis zum Schluss keinen festen Text. Bei der Aufführung spielen die Kinder in ihren Rollen (welche wir mit verschiedenen Schauspieltechniken erarbeiten und uns einfühlen) das Stück, dürfen aber ihre Texte nach wie vor frei gestalten. 

 

Mit den Jugendlichen und Erwachsenen ist die Improvisationsform noch freier – hier erarbeiten wir nur ein grobes Stückgerüst (von mir vorgegeben oder auch von Spieler:innen gewünscht) und wir üben die Stegreifimprovisation, das schnelle einfühlen in Rollen, das spontane Zusammespiel etc. In diesen beiden Gruppen entsteht das Stück während der Aufführung (Impro-Langformen) mit Einbezug von Publikumsvorgaben.

 

Im Merlintheater steht das Spiel im Vordergrund. Dialoge und Texte sind auch Teil vom Stück – Körperliches, mimisches Spiel steht dem aber gleichwertig gegenüber. Wir arbeiten auch viel mit theatralen Gestaltungsmitteln wie Zeitlupen, Massenszenen, Choreographien, Stellbildern, Schattentheater etc. 

 

 

Warum aber gerade Improvisation?

 

Die Form der Improvisation rückt das Spiel in den Vordergrund und nicht den Text. In dieser Form sind alle Menschen gleichwertig, egal ob sie gut Texte lernen können, ob sie der deutschen Sprache mächtig sind, laut oder leise sprechen. Es geht um das Spiel, das Einfühlen in Rollen, den Umgang mit dem Körper auf der Bühne und dem Zusammenspiel der Spielenden. Und nicht zuletzt wird einfach sehr viel gelacht in der Improvisation, weil es kein Richtig und kein Falsch gibt und weil viel Überraschendes passieren kann.

 

 

Kann man durch die Improvisation auch etwas für den Alltag mitnehmen?

 

Auf jeden Fall. Improvisationstheater ermöglicht den Teilnehmenden gleichwertig zu spielen – es gibt keine Haupt- und Nebenrollen, es fügt sich auch in unsere Lebenswelt – unser Alltag verändert sich rasend schnell, wer improvisieren und Veränderungen als Chance und mit Humor sehen kann, hat es einiges leichter. Zudem ist das Improtheater gelebte Fehlerkultur – was aus dem Moment heraus entsteht ist immer richtig. Im Improvisationstheater gelingt das Spiel nur durch Zusammenspiel: das heisst, alle Spielenden müssen auch die anderen Rollen und Gegebenheiten wahrnehmen und darauf eingehen. Isoliertes Spiel ist gar nicht möglich in der Improvisation, dadurch wird viel soziale Kompetenz und Wahrnehmung gefördert.

 

Diese Art und Weise zu spielen müssen wir sorgfältig üben – viele Menschen sind es gewohnt, einen Plan zu haben, eine Vorstellung umzusetzen, alles gut zu durchdenken, für alles parat zu sein, nichts Falsches zu sagen, als Individuen ihren Platz einzunehmen – das Improvisationstheater durchbricht all diese Raster. Und wenn es gelingt loszulassen, macht es frei und sehr glücklich.

 

 

Das Merlin Improtheater besteht ja bereits seit 2002. Wer macht diesen Zauber möglich?

 

Ich bin angestellt als Kursleiterin und habe einen Abschluss in Theaterpädagogik (MAS der ZHdK). Das Merlintheater selbst ist ein Verein. Im Vorstand sind drei Frauen: Monika Tiefenböck ist unsere Aktuarin – ihr Mann unterstützt uns seit Jahren mit tollen Bühnenbildern und hat uns vor zwei Jahren eine grandiose, elektrische Drehbühne gebaut, welche perfekt zu unserer Improvisationsform passt! Manuela Beuth ist die Beisitzerin und schliesslich haben wir noch unsere Präsidentin, Dorit Küttel. Dorit Küttel ist seit der Gründung dabei. Ihre Kinder waren auch Teil der „Merlinfamilie“ und sie leitet den Verein mit viel Herzblut und unendlich grossem Engagement! Ohne ihr Herz gäbe es das Theater wohl nicht mehr.

 

 

Für wen ist das Merlin-Theater? 

 

Für alle. Wir haben vier Theaterkurse: Improglück (2. KG bis 3. Klasse), Improzauber (4.-6. Klasse), Improwerkstatt (ab Oberstufe) und Improvisierte Geschichten (Erwachsene).

 

Es ist also wirklich für alle Altersstufen etwas dabei – von Kindern zu den Eltern, ein echter Familienverein. Was ist vom Merlin-Theater beim Stadtfest zu erwarten? Worauf dürfen sich insbesondere Familien freuen? 

 

Das ist eine gute Frage. Ich habe mir lange überlegt, was wir anbieten könnten, was zu uns passt. Wir haben nun einige Möglichkeiten gefunden, unsere Interessenten und Interessentinnen abzuholen. Alle Passanten können aussuchen, ob sie nur Informationen wünschen oder sogar Lust bekommen, ein wenig Impro auszuprobieren (auch hier haben wir Spiele auf sehr unterschiedlichen Levels). Definitiv sollen die Menschen an unserem Stand Spass haben und sich zu nichts gedrängt fühlen. Wir sind ein Verein mit sensiblen Menschen und bedacht darauf, dass es allen wohl ist.

 

 

Das klingt spannend, vielen Dank. Wir freuen uns darauf.

 

 

Wer noch den Rest des Stadtfests erkunden möchte, findet viele weitere interessante Stände und Aufführungen – auch abseits der Familienecke. So kann man zum Beispiel Mocktails an der DU BAR erhalten, welche vom Wagerenhof, dem Werkheim, Noveos, der Stadt Uster und der WunderBar von insieme Zürcher Oberland betrieben wird. Die ganze Stadt zeigt, was sie zu bieten hat und dies schon seit 1250 Jahren.

Autor

Kulturblog Uster

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  • Bühne
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Publiziert am

01.09.2025

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