Bühne, Dies & Das, Musik
Wo Musik Geschichte schreibt – 60 Jahre Kunstgesellschaft Greifensee
Seit 60 Jahren bringt die Kunstgesellschaft Greifensee Menschen mit Musik zusammen – engagiert, nahbar und mit Konzerten, die internationale Qualität und lokale Wärme verbinden.
Text: Gisèle Münzner
Interview: mit Elisabeth Melcher, Künstlerische Leitung | Präsidentin Kunstgesellschaft Greifensee
Unter dem grossen Kronleuchter im Landenberghaus wird es still. Nur ein Atemzug trennt das Publikum vom ersten Ton. Draussen liegt der Greifensee ruhig im Abendlicht – drinnen beginnen zwei Geigen miteinander zu sprechen. Wenn das Violinduo Aylen Pritchin und Dmitry Smirnov am 23. November den musikalischen Dialog eröffnet, ist das nicht nur ein weiterer Konzertabend, sondern Ausdruck einer lebendigen Musikkultur, die hier seit sechzig Jahren gepflegt wird.
Ein Verein mit Geschichte und Herzblut
Gegründet wurde die Kunstgesellschaft Greifensee 1966 von fünf kunst- und musikbegeisterten Menschen aus der Region Nänikon-Greifensee. Was damals mit einer einzigen Ausstellung begann, hat sich zu einer Institution entwickelt, die heute weit über die Region hinaus bekannt ist.
„Das innere Feuer für die Musik und die Freude an der Zusammenarbeit im Team motivieren uns, die vielfältigen Aufgaben auch im Ehrenamt professionell zu bewältigen“, sagt Elisabeth Melcher, künstlerische Leitung und Präsidentin der Kunstgesellschaft.
Rund zweihundert Mitglieder zählt der Verein heute. Acht bis zwölf Konzerte pro Saison organisiert das fünfköpfige Team – alle ehrenamtlich, aber mit professioneller Leidenschaft. Der Anspruch ist hoch, die Freude spürbar.
Kammermusik, die Nähe schafft
Über die Jahre hat sich die Kunstgesellschaft als Veranstalterin für Kammermusik profiliert. Kleine Ensembles, Solistinnen und Solisten aus aller Welt bringen klassische Musik nach Greifensee – manchmal auch andere Genres.
„In einer Konzertsaison versuchen wir eine abwechslungsreiche Musik-Auswahl zu präsentieren. Bläser- oder Streicherensembles stehen neben Sängerinnen oder Pianisten auf dem Programm. Auch eine Durchmischung der Künstler-Generationen finden wir spannend“, erklärt Elisabeth Melcher.
In dieser Saison steht alles unter dem Motto „Lieder ohne Worte“ – Musik, die spricht, ohne ein einziges Wort zu sagen.
Ein Raum voller Musik und Menschlichkeit
Das Landenberghaus ist mehr als ein Konzertsaal. Es ist ein Ort der Begegnung – elegant, hell, mit einer warmen und beinahe familiären Atmosphäre.
Elisabeth Melcher betont, wie wichtig die persönliche Betreuung der Künstlerinnen und Künstler sei, damit sie sich ganz auf ihre Musik konzentrieren und ihre volle Ausdruckskraft entfalten können. Ebenso entscheidend sei die Gastfreundschaft gegenüber dem Publikum: Wer sich willkommen fühlt, öffnet sich auch der Musik. So entstehen jene besonderen Abende, von denen noch lange gesprochen wird.
Fördern, was wachsen soll
Neben renommierten Namen – vom Carmina Quartett bis Avi Avital – setzt die Kunstgesellschaft auf Nachwuchsarbeit. Junge Musiker:innen erhalten Konzerterfahrung, Kinder und Familien erleben Musik in spielerischer Verbindung mit Theater.
„ Unsere Gäste U18 bezahlen 10 Franken Eintritt, während der Ausbildung kosten die Tickets 15 Franken. Auch dies ist ein Vermittlungsgedanke“, so Elisabeth Melcher. Damit zeigt der Verein, dass klassische Musik offen für alle sein kann.
Zusammenhalt in schwierigen Zeiten
Besonders eindrücklich bleibt die Corona-Zeit. Zwei Konzertsaisons waren betroffen – doch anstatt abzusagen, wurde einfach öfter gespielt.
Viele Ensembles waren bereit, ihr Konzert viermal aufzuführen, damit alle Besucher:innen einen Platz fanden. Diese Solidarität habe sie tief beeindruckt, erinnert sich Elisabeth Melcher: Es seien ausnahmslos emotionale Konzerte gewesen – für Publikum wie für Musiker:innen. Eine Haltung, die den Verein bis heute prägt.
Kleine Bühne, grosse Kunst
Am 23. November 2025 ist es wieder so weit: Das Violinduo Aylen Pritchin & Dmitry Smirnov gastiert im Landenberghaus. Beide Musiker leben seit Jahren in Europa, treten weltweit auf – und begegnen sich an diesem Abend musikalisch neu.
Dieses Konzert hat zudem eine persönliche Geschichte: 2017 war Elisabeth Melcher als Jurymitglied beim Violinwettbewerb Rotary Excellence Prize in Lugano tätig. Einer der Teilnehmenden war der junge Dmitry Smirnov, der damals in Lugano studierte – und mit seinem herausragenden Spiel den ersten Preis gewann.
Im Jahr 2018 folgte sein erstes Solorezital in der Kirche Greifensee mit Werken von Paganini, Bach und Ysaÿe, das das Publikum restlos verzauberte. 2023 kehrte Smirnov für ein Konzert mit Heinz Holliger zurück. Den international renommierten Geiger Aylen Pritchin engagierte Elisabeth Melcher im Sommer 2022 für das Kammermusikfestival erstKlassik am Sarnersee, wo er gemeinsam mit dem Pianisten Anton Gerzenberg brillierte. Auch dort begeisterte er mit seiner grossen Gestaltungskraft. Nun treffen die beiden Musiker erneut aufeinander – zu einer neuen, spannenden musikalischen Begegnung, einem Dialog zweier herausragender Geiger. „Etwas Einzigartiges“, fasst Elisabeth Melcher zusammen.
Mitmachen, hören, unterstützen
Wer die Arbeit der Kunstgesellschaft unterstützen möchte, kann dies mit einem Abonnement für vier oder sechs Konzerte tun. Die Preise sind bewusst niedrig gehalten, um allen den Zugang zur Musik zu ermöglichen. Auch Gönner:innen-Beiträge oder Sponsoring tragen dazu bei, die Konzertreihe zu sichern.
Natürlich ist der Verein auch auf die Unterstützung des Kantons, der Gemeinde Greifensee sowie auf Sponsoren und Gönner angewiesen. Jeder Beitrag hilft, die Konzerte zu ermöglichen. Interessierte dürfen sich gerne per Mail an info@kg-greifensee.ch wenden.
Informationen zum Konzert
MUSIKALISCHER DIALOG
Violinduo Aylen Pritchin & Dmitry Smirnov
23. November 2025, 17:00 Uhr
Landenberghaus Greifensee
Werke von Eugène Ysaÿe, Mieczyslaw Weinberg, Miklós Rózsa
Infos und Tickets: www.kg-greifensee.ch
Autor
Kulturblog Uster
Kontakt
KUNST GESELLSCHAFT GREIFENSEE
Elisabeth Melcher
Wildsbergstrasse 28
8606 Greifensee
info@kg-greifensee.ch
Kategorie
- Bühne
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Publiziert am
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